Aus der Geschichte des Nordfriesischen Sängerbundes

Aus der Geschichte des Nordfriesischen Sängerbundes

Der Nordfriesische Sängerbund wurde am 11. August 1867 gegründet, am Vorabend eines Sängerfestes in Bredstedt zur Feier des 25jährigen Bestehens der Bredstedter Liedertafel. Die Gründungsvereine des Sängerbundes waren die Liedertafeln Bredstedt und Niebüll und die Gesangvereine von Leck, Langenhorn, Tondern und Stedesand-Schnatebüll. Im Statut wurde gleich die Bestimmung festgelegt, dass in jedem Jahr ein Delegiertentag stattfinden und ein Sängerfest gefeiert werden sollte. Nach der Loslösung aus dem Staat Dänemark gehörte Nordfriesland 1867 bereits zum preußischen Herrschaftsgebiet, was aber auch nicht allen Schleswig-Holsteinern passte. Die Gründerjahre fielen also in eine politisch etwas unruhige Zeit. Die Chöre waren durchdrungen von deutschnationalem Gedankengut und Pathos, das zeigen uns noch heute die Protokolle, die die Lieder für die Sängerfeste festgehalten haben, Lieder, deren Titel uns heute kaum noch bekannt sind.

 

Die Entwicklung des Sängerbundes verlief nicht immer gradlinig. Das Interesse am Vereinsleben war in den ersten zehn Jahren sehr rege, aber viele Gesangvereine traten auch bald wieder aus, sodass 1882 nur noch vier Vereine übrig geblieben waren (Bredstedt, Niebüll, Leck, Husum). Erst das 25jährige Jubiläum im Jahre 1892, das verbunden mit dem 50jährigen Jubiläum der Bredstedter Liedertafel begangen wurde, konnte von 11 Vereinen gefeiert werden.

 

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stellte der Nordfriesische Sängerbund seine regelmäßige Tätigkeit ein. Es fanden keine Vorstandssitzungen, Delegiertentage und Sängerfeste mehr statt. Erst am 24. September 1919, also fast ein Jahr nach Kriegsende trat der alte Vorstand wieder zusammen. Die erste Delegiertenversammlung am 4. November 1919 wurde wegen schlechten Wetters nur gering besucht.

 

Auffallend ist für uns heute die Domäne der Männerchöre. Gemischte Chöre nahmen zwar schnell an Bedeutung zu, aber auf der Delegiertenversammlung des Sängerbundes im Jahre 1921 wurde der Antrag „Stellungnahme über Aufnahme gemischter Chöre“ dahingehend abgewandelt, dass gemischte Chöre als Bundesmitglieder nicht aufgenommen werden können, allerdings sollten die gemischten Chöre im Bereich des Bundes zu den Sängertagen bzw. Sängerfesten mit gleichen Pflichten und Rechten eingeladen werden.

 

Am 24. November 1923 betrug das Vermögen des Sängerbundes lt. Protokoll 24.512,00 Mark, am 27. April 1924 nur noch 46 Mark. Der Überschuss von 1923 hatte sich in ein Nichts aufgelöst (Inflation).

 

Es musste eine große Begeisterung für das Singen im Bund geherrscht haben, davon zeugen die Berichte über die Bundessängerfeste. Bundessängerfeste waren regelrechte Volksfeste, die für den jeweils austragenden Ort herausragende Bedeutung hatten. Sie dauerten immer zwei Tage und uns wird beim Lesen der Protokolle klar, in welch bewundernswerter Weise die Organisation dieser Feste damals gemeistert wurde.

 

Zum Bundessängerfest anlässlich des 60jährigen Bestehens im Jahre 1927 in Bredstedt gehörten dem Nordfriesischen Sängerbund 18 Vereine mit 421 aktiven Sängern an: der Gesangverein Achtrup, die Männergesangvereine Bargum und Bordelum, die Bredstedter Liedertafel von 1842, der Männergesangverein Deezbüll, die Gesangvereine Enge, Fahretoft, Humptrup, Langenhorn, Leck, Lindholm, Medelby, die Liedertafel Niebüll, die Männergesangvereine „Friesentreu“ Niebüll und „Nordmark“ Niebüll, sowie die Gesangvereine Risum, Stedesand und Wimmersbüll.

 

Bereits ein Jahr nach der Gründung des Bundes war beschlossen worden, eine Bundesfahne anzuschaffen. Sie sollte auf der einen Seite das nordfriesische und auf der anderen das schleswig-holsteinische Wappen auf weißem Grund tragen und auf beiden Seiten die Umschrift „Nordfriesischer Sängerbund“. Durch die vielen Fahnenumzüge war sie arg zerschlissen und es wurde knapp 60 Jahre danach nötig, eine neue Fahne anzuschaffen. Sie wurde 1927 auf dem Sängerfest in Bredstedt geweiht.

Erstmals wurde auf der Delegiertenversammlung 1928 in Wimmersbüll ein Bundesdirigent gewählt. Das Protokoll berichtet auch von Inselvereinen, die sich nicht dem Sängerbund anschließen wollen. Auf der Delegiertentagung in Enge 1931 wurde beschlossen, die Sängerfeste nur noch an einem Tage (statt wie bisher an zwei Tagen) stattfinden zu lassen. Die Vereinigung der gemischten Chöre mit dem Nordfriesischen Sängerbund kam nicht voran. Zwar wurde 1931 der Verband der gemischten Chöre zu einer Vorstandssitzung eingeladen, um wie es im Protokoll heißt „zu positiver Arbeit zusammenzutreten“, aber von einer Vereinigung der beiden Verbände wurde nur viel geredet, ohne dass etwas geschah.

 

Ab 1933 gab es Veränderungen bei den Eintragungen im Protokollbuch, die auf einen Klimawandel schließen lassen. Der erste Vorsitzende wurde plötzlich „Bundesführer“ genannt, die Versammlungen endeten mit einem „Sieg Heil auf den Reichskanzler, den Reichspräsidenten und dass deutsche Vaterland“, anschließend wurden das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied gesungen. Funktionsträger erhielten nach dem Vorbild Adolf Hitlers die Bezeichnung „Führer“ angeheftet.

 

In den Protokollen ab 1934 wurden die Auflösungserscheinungen nach und nach immer deutlicher. Der Chorleiter wurde „Führer eines Chores“ genannt, unser Sängerbund erhielt die Bezeichnung „Sängergruppe Nordfriesland“ und für den Leser der Protokolle waren die neuen Verhältnisse kaum noch durchschaubar. Titel wie „Bundesführer“, „Gruppenführer“, Chorführer“, „Gruppenobmann“ und „Sängerkreisführer“ verraten das allgemeine Durcheinander. Die letzte protokollierte Delegiertentagung fand am 30. April 1939 statt. Die Chöre stellten bis auf wenige Ausnahmen ihre Tätigkeit im Kriege ein.

 

Zehn Jahre später, im Jahre 1948, erwachte der Nordfriesische Sängerbund zu neuem Leben und baute auf den Fundamenten aus der Zeit vor 1933 auf. Nun wurden auch die gemischten Chöre gleich mit einbezogen und am 15. Mai 1949 fand das erste Sängertreffen in Westerland auf Sylt statt. Daran wirkten zehn Männerchöre und sechzehn gemischte Chöre mit. Dem Bund gehörten zu diesem Zeitpunkt 24 Vereine mit etwa 800 Sängern und Sängerinnen an. Bundesvorsitzender war Ludwig Andresen aus Lindholm, 2. Vorsitzender und zugleich 1. Bundesdirigent war Albert Holtmeier aus Leck.

 

Die Bundessängerfeste 1950 in Leck, 1951 in Wyk und 1952 in Bredstedt steigerten die Zahl der teilnehmenden Vereine zu einem bis dahin nicht erreichten Höhepunkt. Weitere Bundessängerfeste in den Jahren 1953 bis 1959 in Hattstedt, Wyk, Niebüll, Leck und List zeigten in musikalischer Hinsicht eine weitere Leistungssteigerung. Seit 1919 war es Gepflogenheit, jedes Jahr ein großes, mehrtägiges Sängerfest zu feiern. Im Jahre 1959 beschloss die Vertreterversammlung in Hattstedt, nur noch jedes fünfte Jahr, bzw. bei besonderen Anlässen ein solches Sängertreffen durchzuführen. Stattdessen sollte in jedem Jahr ein Gruppensingen durchgeführt werden, zu dem sich vier bis fünf Chöre versammeln sollten, um miteinander zu singen.

 

Von 1921 bis 1938 und von 1948 bis 1958 war Ludwig Andresen aus Lindholm Vorsitzender des Nordfriesischen Sängerbundes. Er betrieb mit großem Elan und Idealismus die Wiederbelebung des Bundes nach dem 2. Weltkrieg. Nach seinem Rücktritt im Jahre 1958 übernahm Andreas Johannsen aus Leck die Bürde des Amtes. Johannsen war von Beruf Steuerbeamter, zuletzt Steueramtsrat, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1981 im Finanzamt Leck. Eines aber war aus seinem Leben nicht wegzudenken, die Musik. 1945 trat er dem Männerchor Leck als Sänger bei, ein Jahr später übernahm er die Leitung der Orchestervereinigung Leck. 1955 begann seine Laufbahn als Chorleiter mit der Übernahme des Gemischten Chores Doppeleek/Schnatebüll, wo er durch außergewöhnliches Können und Engagement auffiel. Der neue Vorsitzende bemühte sich vor allem „ruhende Chöre“ wieder ins Leben zu rufen. Der Erfolg blieb ihm nicht versagt. 1966 übernahm er&xnbsp; den Gemischten Chor Bohmstedt und wenig später die Gemischten Chöre in Risum-Lindholm, Leck, Langenhorn und Achtrup, im Jahre 1972 löste er Albert Holtmeier als Dirigenten des Männergesangvereins Leck ab, dem er seit 1945 angehörte.

 

Im Jahre 1964 feierte der Männergesangverein Leck sein 100jähriges Bestehen. Daher wurde das Bundessängerfest in Leck durchgeführt. Nach diesem Fest wurde 1967 bereits ein weiteres Bundessängerfest, diesmal in Bredstedt, zum 100jährigen Bestehen des Nordfriesischen Sängerbundes und zur Feier des 125. Geburtstages der Bredstedter Liedertafel veranstaltet, allerdings nicht mehr mit dem Aufwand von 1952.

 

In unregelmäßige Abständen fasste Andreas Johannsen die Gemischten Chöre Bohmstedt, Achtrup, Doppeleek/Schnatebüll, Langenhorn und Risum-Lindholm zu einem Klangkörper zusammen, um durch Konzerte Geldspenden für die Betreuung behinderter Kinder zu sammeln. Seine „Johannsen-Chöre“ waren im ganzen Kreis Nordfriesland ein Begriff.

 

33 Jahre lang war Andreas Johannsen Vorsitzender des Nordfriesischen Sängerbundes, 1991 wurde er schließlich zu dessen Ehrenvorsitzenden ernannt. Gleichzeitig leitete er auch knapp 20 Jahre lang den Sängerkreis V des Sängerbunds Schleswig-Holstein. In Würdigung seiner Verdienste um das kulturelle Leben erhielt er 1976 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Im Jahre 1991 gehörten dem Nordfriesischen Sängerbund 42 Chöre an, und zwar 24 Gemischte Chöre, 9 Männerchöre, 4 Frauenchöre 3 Kinder- und Jugendchöre sowie 2 Shanty-Chöre.

 

Auf der Delegiertenversammlung des Nordfriesischen Sängerbundes am 2. November 1991 in Medelby verzichtete Andreas Johannsen auf eine weitere Kandidatur. Zu seinem Nachfolger wurde Peter Kruse aus Süderlügum gewählt, Johannsen wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

 

Bereits im ersten Jahr seines Amtes als Vorsitzender hatte Peter Kruse ein umfangreiches Pensum zu bewältigen: Organisation, Verlauf und Inhalte der Feier zum 125jährigen Jubiläum des Nordfriesischen Sängerbundes im Mai 1992, das gemeinsam mit dem 150jährigen Jubiläum der Bredstedter Liedertafel veranstaltet werden sollte. Das Sängerfest wurde ein großer Erfolg für den Nordfriesischen Sängerbund, die Bredstedter Liedertafel und nicht zuletzt auch für die Stadt Bredstedt.

 

Ein weiteres Problem stellte die Entscheidung des Kreises Nordfriesland dar, die Zuschüsse an den Nordfriesischen Sängerbund aus fiskalischen Gründen komplett einzustellen. Bis dahin hatte der Kreis Nordfriesland einen Zuschuss von jährlich fünf Mark pro Sänger gewährt. Davon erhielten auch die Chöre einen Beitrag. Diese Entscheidung des Kreises bedeutete, dass zukünftig die Chöre keine generellen Zuschüsse mehr erhalten konnten; vielmehr sollten sie eine Mark je Sänger an den Sängerbund überweisen, damit auch weiterhin in kleinem Umfang Unterstützungen für Jubiläen, Gruppensingen usw. zur Verfügung gestellt werden konnten.

 

Mit großem Elan ging Peter Kruse daran, jährliche Chortreffen, die in etwa dem bisherigen Gruppensingen entsprachen, überwiegend in der damaligen Heimvolkshochschule Leck, heute Nordsee Akademie Leck, zu veranstalten, an denen in der Regel etwa sechs Chöre teilnahmen. Ein besonderes Highlight war allerdings ein „Internationales Chorkonzert“ mit den Malmesbury Singers aus England, dem Skaerbaek Egnskor aus Dänemark und der Chorgemeinschaft Galmsbüll im Juni 2002. Darüber hinaus sind zu erwähnen ein großes „Chorsingen mit 12 Chören“ im Mai 2000 in der Koogshalle im Sophien-Magdalenen-Koog und ein Auftritt von acht Chören vor der Husumer Marienkirche im Juni 2002 aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Nordfriesischen Vereins.

 

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Peter Kruse war die Erarbeitung einer neuen Satzung für den Nordfriesischen Sängerbund. Die alte Satzung aus dem Jahre 1987, die noch unter der Regie von Andreas Johannsen beschlossen worden war, sollte durch eine modernere Fassung ersetzt werden. Überlegungen zu dieser Neufassung waren: Übersichtlichere und durch Überschriften geordnete Gliederung, Angleichung der Terminologie an die in Satzungen üblichen Begriffe (z.B. Mitgliederversammlung statt Delegiertenversammlung), Aufgaben der Mitgliederversammlung und des Vorstandes sollten genauer geordnet und bestimmt werden, die Neufassung der Satzung sollte auch den regionalen Charakter des Sängerbundes und dessen Bindung an Nordfriesland klarer herausstellen und satzungsmäßig verankern. Die Satzungsneufassung wurde in drei Vorstandssitzungen intensiv beraten und von der Mitgliederversammlung in Risum-Lindholm am 2. November 1997 einstimmig beschlossen. Neu in dieser Satzung war im Übrigen auch der Hinweis auf die korporative Mitgliedschaft des Nordfriesischen Sängerbundes im Nordfriesischen Verein. Zur Ergänzung des § 4 der Satzung (Aufgaben und Zielsetzung) erließ der Vorstand im Jahr 2002 „Leitgedanken über Aufgaben und Zielsetzungen des Nordfriesischen Sängerbundes“. Hierin wurde u.a. festgelegt, dass ein- oder zweimal im Jahr ein Gruppensingen/Chortreffen angestrebt werden sollte. In diese musikalischen Begegnungen sollten wenn möglich auch Chöre einbezogen werden, die außerhalb Nordfrieslands beheimatet sind; grenzübergreifend könnten auch Chöre aus dem Ausland, z. B. Dänemark eingeladen werden. Die Mitgliedschöre des Verbandes sollten ermutigt werden, eigene Chortreffen zu organisieren, wozu der NFSb auf Antrag einen bescheidenen Zuschuss leisten würde. Ein ebenso wichtiges Kriterium in der Chorarbeit war das Ziel, im Sinne des „Sprachenlandes Nordfriesland“ dazu beizutragen, dass Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt durch friesisches, plattdeutsches und hochdeutsches Liedgut lebendig gehalten werden.

 

Obwohl Peter Kruse nach seiner Wahl nur ein Jahr Vorsitzender bleiben wollte, es war zunächst nur an eine Übergangslösung gedacht, wurden schließlich 12 Jahre daraus, und wie er selber sagte: „Der Appetit kam beim Essen.“ Nach zwölf sehr erfolgreichen Jahren verzichtete Kruse im Jahr 2003 aus Altersgründen auf eine weitere Kandidatur. Auf der Mitgliederversammlung am 1. November 2003 in Immenstedt wurde Jürgen Colell aus Bohmstedt zu seinem Nachfolger gewählt. Peter Kruse wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

 

Auch unter dem neuen Vorsitzenden wurde die Tradition der Chortreffen, wie sie sich seit 1994 entwickelt hatten, fortgesetzt. Ab 2004 fanden insgesamt vier Chortreffen in der Nordsee Akademie in Leck statt (2004, 2005, 2007, 2008), an denen im allgemeinen fünf Chöre teilnahmen.

 

Entsprechend den „Leitgedanken“ zu § 4 der Satzung sollten neben dem traditionellen Liedgut auch friesische und plattdeutsche Chorsätze stärker in die Arbeit der Chöre einbezogen werden. Als eine Art „Ininitialzündung“ wurde für das Jahr 2006 auf Anregung von Nils Dahl ein großes „Mehrsprachen-Sängerfest“ geplant, das vor allem der Darstellung plattdeutschen und friesischen Liedguts gedacht war. Zur Vorbereitung dieses Sängerfestes veranstaltete der Nordfriesische Sängerbund im Februar 2005 in Neugalmsbüll und im November 2005 im Jensen-Kolleg in Breklum je einen Workshop, der von Pastor i.R. Nils Dahl gemeinsam mit Barbara Geske geleitet wurde. Diese Workshops, eigentlich gehörten sie nicht zu den primären Aufgaben des Nordfriesischen Sängerbundes, dienten der Darstellung und der Übung friesischer und plattdeutscher Chorsätze. An beiden Workshops nahmen jeweils etwa 30 Sängerinnen, Sänger und Vorsitzende aus den Chören des Sängerbundes teil. Die Resonanz war so positiv, dass im Oktober 2007 ein dritter Workshop gemeinsam mit dem Sängerkreis V und dem Landeschorleiter des SSH Fritz Bultmann als Referenten veranstaltet wurde. Schwerpunkte waren plattdeutsche Chorliteratur und Stimmbildung. Zu diesem Thema erhielt jeder Teilnehmer eine Zusammenstellung von Probepartituren aller plattdeutschen Lieder, die in den Chören des Sängerbundes gesungen werden bzw. wurden. Die Sammlung wurde auch allen Chören zur Verfügung gestellt.

 

Das große „Mehrsprachen-Sängerfest“, das von 10.00 bis 18.00 Uhr dauerte, fand am 11. Juni 2006 in der Koogshalle im Sophien-Magdalenen-Koog statt. Nach intensiver Vorbereitung, auch durch die beiden Workshops, trafen sich vierzehn Chöre und präsentierten einen Querschnitt durch ihre jeweiligen Repertoires auf Plattdeutsch, Hochdeutsch, Friesisch und Dänisch. Auch wenn nicht jeder die jeweiligen Texte verstand, so verband doch alle, Aktive und Zuhörer, die Liebe zur Musik. Begonnen hatte die Veranstaltung mit einem plattdeutsch/friesischen Gottesdienst, die der Bredstedter Pastor Schuchardt auf Plattdeutsch hielt.

 

Im Verlauf der Amtszeit von Jürgen Colell stellte sich heraus, dass der demografische Wandel in der Gesellschaft auch nicht spurlos an den Chören vorbeiging. Einige Chöre hatten zunehmend Schwierigkeiten, ihre Singfähigkeit aufrecht zu erhalten, so dass bei den Chortreffen 2007 und 2008 bereits angemeldete Chöre wieder absagen mussten. Einige Chöre lösten sich ganz auf. Die Mitgliederversammlung beschloss daher, Chortreffen nur noch alle zwei Jahre stattfinden zu lassen.

 

Ein weiterer Schritt auf dünnem Eis war im Jahre 2009 die Gründung des „Nordfrieslandchores“, denn eigentlich gehörte der „Kreischor“ zu den Angelegenheiten des Sängerkreises V im SSH. Der Vorstand des Nordfriesischen Sängerbundes und auch die Mitgliederversammlung waren gleichwohl der Auffassung, dass ein Projektchor ein guter Beitrag zum 40jährigen Jubiläum des Kreises Nordfriesland sein würde. Der Sängerkreis V des SSH schloss sich als Mitveranstalter an. Mit Alexander Buchner wurde ein ausgezeichneter Chorleiter gefunden, und die knapp 70 Sängerinnen und Sänger aus allen Chören unseres Kreisgebietes, die auf den Aufruf zusammengekommen waren und viele Stunden geprobt hatten, präsentierten schließlich zwei erstklassige Auftritte am 12.9.2010 in Bredstedt und am 30.10.2010 in Husum.&xnbsp; Etwa 40 Chorsänger wollten unbedingt weitersingen, denn der 150. Geburtstag des Sängerbunds Schleswig-Holstein stand bevor, ein Grund also für die Fortsetzung des Projekts.

 

Die letzte große Aufgabe des Vorsitzenden Jürgen Colell war die Vorbereitung und Durchführung eines großen Sängerfestes zum 150. Geburtstag des SSH im März 2012 im Husumhus. Es sollte ein schönes „Geburtstagsgeschenk“ sein, dass der Nordfriesische Sängerbund dem Sängerkreis V und dem Sängerbund Schleswig-Holstein überreichen wollte. Der Nordfrieslandchor und sieben weitere Chöre gaben ihr bestes, die rund 400 Zuhörer waren begeistert, und auch die lokale Presse titelte: „Sängerfest ein großer Publikumserfolg!“

 

Auf der Mitgliederversammlung des Nordfriesischen Sängerbundes am 3. November 2012 verzichtete Jürgen Colell nach drei Wahlperioden aus Altersgründen auf eine weitere Kandidatur als Vorsitzender des Nordfriesischen Sängerbundes. Als Nachfolger wurde einstimmig Johannes Hahn aus Bredstedt gewählt. Colell kam aber dem Wunsch der Versammlung nach, als 1. Beisitzer weiterhin im Vorstand mitzuarbeiten. Für seine Verdienste als 1. Vorsitzender in den Jahren 2003 bis 2012 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

 

Entsprechend den Wünschen der Mitgliederversammlung sollte alle zwei Jahre ein Chortreffen stattfinden. Deshalb begannen die Vorbereitungen für ein Chortreffen/Sängerfest im Jahr 2014 bereits kurz nach der Amtsübernahme durch Johannes Hahn. Nach mehreren Diskussionen im Vorstand wurde schließlich die Koogshalle im Sophien-Magdalenen-Koog als Veranstaltungsort festgelegt, und das Sängerfest, an dem sieben Chöre teilnahmen, fand am 9. April 2014 dort statt. Der Andrang der Zuhörer war so groß, dass die Stühle nicht reichten und einige stehen mussten. Insgesamt ein großer Erfolg mit kleinen Widrigkeiten.

 

Eine organisatorische Änderung gab es bei der Durchführung der Mitgliederversammlungen seit 2014. Auf Anregung des Sängerkreises V fanden seit 2014 die Mitgliederversammlungen des NFSb und des SK V am selben Tag und am selben Ort statt, da die meisten Chöre unseres Kreisgebietes, abgesehen von Eiderstedt und Stapelholm, beiden Sängerbünden angehören. Um jedoch Unstimmigkeiten zu vermeiden, fanden die Mitgliederversammlungen getrennt statt, ab 14.00 Uhr der Nordfriesische Sängerbund und ab etwa 16.30 der SängerkreisV.

 

Im Jahre 2017 soll das 150jährige Jubiläum des Nordfriesischen Sängerbundes stattfinden. Aber die Vereinsfahne aus dem Jahre 1927 war schon arg marode, deshalb musste eine Reparatur erfolgen. Eine Fachfrau aus dem Nordfriesischen Verein war bereit, diese Arbeit zu übernehmen. Außerdem gab es die Überlegung, ein weiteres Chortreffen erst 2017 Jahr stattfinden zu lassen, also nach einem dreijährigen Abstand, denn die Vorbereitungen für dieses Fest würden doch ziemlich umfangreich sein. Insbesondere sollte der „Nordfrieslandchor“ für das Jubiläum wiederbelebt werden.

 

&xnbsp;Mitten in die Vorbereitungen platzte dann eine Einladung des Nordfriesischen Vereins zur Teilnahme am Friesentag 2015. Der Sängerbund schloss sich nach kurzer Diskussion als Veranstalter an, und am 30. Mai 2015 wurde dann der Friesentag in der Koogshalle mit einem Gottesdienst, wechselnden Tanzvorführungen der Trachtengruppen und Liedvorträgen von fünf Chören aus unserem Sängerbund durchgeführt. Auch diese Veranstaltung ein voller Erfolg.

 

Im Oktober 2015 begannen wieder die Proben des Nordfrieslandchores, an denen in der Regel etwa 40 bis 45 Sängerinnen und Sänger teilnahmen, im allgemeinen einmal monatlich in der Landwirtschaftsschule in Bredstedt. Alle freuen sich bereits auf das große Jubiläum im Juli 2017.

 

Jürgen Colell