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90. Geburtstag des Gemischten Chores "Eintracht Enge von 1888"
8. März 2014

Der Gesangverein feierte ein fünfstündiges Sängerfest mit musikalischen Gästen bei Bergers in Enge.
Dabei begrüßte die 1. Vorsitzende Elke Enke zahlreiche Gäste (Ehrenmitglieder, ehemalige Chorleiter-Andre Weiner, Uwe Christophersen- ehemalige Aktive, Bürgermeister Carsten Peter Thomsen, sowie die Vorsitzende von den Nachbarchören Langenhorn und Bredstedt), Johannes Hahn (Nordfriesischer Sängerbund), Eckhard Kloth (Sängerkreis V) und als Gastchor den Gemischten Chor "Obere Arlau".
Bgm. Thomsen überbrachte -auf Platt- die Glückwünsche der Gemeinde," Mi freut dat jümmers, wenn de aktiven Sängerinnen un Sänger paroot sünd, bi kirchliche, gemendliche und private Anlässe to singen".
Johannes Hahn gratulierte den Gemischten Chor im Namen des Nordfriesischen Sängerbundes von 1867 und Eckhard Kloth- als Vorsitzende des Sängerkreis V des SSH-, anstelle einer Rede, trug er ein humorvolles Solo von Otto Reutter vor "In fünfzig Jahren ist alles vorbei".
Als stellvertretende Vorsitzende des Sängerkreises ehrte Sigrid Hornburger die Sängerin Hermine Breckling für 15 Jahre aktives Singen im Chor.

Es folgten 2 Blöcke des Konzertes, bei dem alle drei Chöre nacheinander in Erscheinung traten.
Den Anfang machte der "Singkreis Arlau" unter der Leitung von Alexander Buchner, der den Chor auch am Klavier oder per Schlagwerk begleitete.
Der Gemischte Chor, sicher geleitet und am E-Piano begleitet von Stephanie Budde, wartete mit einem Programm auf, das von Gospels, bis hin zum Gassenhauer "Veronika, der Lenz ist da" reichte.
Der Männerchor zeigte sich überwiegend von seiner romantischen Seite.
Er sing unter anderem "Montanara", den "Abendfrieden" von Schubert, das Schifferlied, sowie das plattdeutsche " De Heiloh".
Als Vorsitzende des gastgebenden Chors gab Elke Enke in die Chronik des Jubilars, wobei sie klar herausstellte, dass das Singen im Chor vor knapp hundert Jahren für Frauen noch nicht selbstverständlich war.
Dieser Vortrag wird im Anschluss behandelt
. Vor und nach dem gemeinsamen Festessen der Versammelten wartete der Achtruper Künstler Jörg Bernkopf als Dudelsack-Experte mit einem teils als informatives Referat, teils als Konzert gestalteten Vortrag über verschiedene Arten des Dudelsacks auf.
Dabei ging er detailliert auf deren Geschichte und vielseitige Verwendung ein.
Auch ließ er sein Publikum am Ankleiden teilhaben, wobei er seine viele Kilogramm schwere -schottische- Tracht Stück für Stück anlegte, bevor er unter den kraftvollen Klängen von "If all acquaintance be forgot" stolzen Schrittes den Saal durchquerte.
Am Ende dieser konzertanten Darbietungen sangen die drei Chöre, sowie alle in anrührender Weise gemeinsam das Lied "Kein schöner Land", wobei sie von Stephanie Budde am Klavier begleitet und von Alexander Buchner dirigiert wurden.


Sängerfest des Gesangverein "Eintracht Enge von 1888"
Vortrag "90 Jahre Gemischter Chor"

90 Jahre und noch ganz gut beieinander. Wie viele können das von sich behaupten. Aber ich glaube, dass sich unser Gemischter Chor gut gehalten hat und sich nicht verstecken braucht.
Frauen im Chor, das ging früher gar nicht, obwohl wir als Mütter die ersten sind, die den Kindern von klein auf Lieder vorsingen und somit den Grundstock zum Singen legen.
1924 wurde unser Lehrer und Organist Albert Holtmeier gebeten, einen Frauen- oder Gemischten Chor zu gründen, damit sich Frauen auch auf diesem Feld emanzipieren können. Diese geschah am 4. November 1924 bei der ersten Generalversammlung abends 8 Uhr in der Enger Schule, anwesend waren 35 aktive Mitglieder.
Als erster Vorsitzende wurde Ingwer Ingwersen, Schardebüll, gewählt, unter anderem waren bereits drei Frauen vertretungsweise im Vorstand. Dirigent wurde Albert Holtmeier, Enge.
Unter §1 im Statut heißt es: Unter dem Namen "Gemischter Chor" hat sich für das Kirchspiel Enge ein Verein gebildet, welcher den Zweck hat, den mehrstimmigen Gesang zu pflegen, sowie durch gemeinschaftliche Singübungen und Gesangvorträge geselliger Unterhaltung zu gewähren.
Auch können zur Unterhaltung sonstige Veranstaltungen getroffen werden.
Der Jahresbeitrag wurde auf 2 Mark, und das Eintrittsgeld auf 1,50 Mark festgesetzt.
Eine Mark musste für unentschuldigtes Fehlen bezahlt werde und wer zu spät kam zahlte 20 Pfennig.
Für die Beleuchtung erhält Lehrer Flohrs eine Entschädigung von 5 Mark im Jahr.
Es wurse ferner beschlossen, das Stiftungsfest Ende Februar zu feiern.
Das erste Stiftungsfest fand am 25. Februar 1925 in Hansen`s Gasthof in Enge statt.
Es nahmen 160 Personen aus Enge, Sande, Engerheide und Schardebüll teil.
Von acht jungen Mädchen wurde ein Reigen sowie ds Theaterstück "Dat Stadtfräulein" aufgeführt.
Jährlich fanden Bundessänger-feste, jewils an anderen Orten, statt.
Ausflüge wurden damals in die nähere Umgebung, entweder auf dem Fahrrad, oder mit dem Pferd und Wagen durchgeführt.
Weitere Statuten lauteten damals so um einige zu nennen:
§ 8 Jedes Mitglied ist berechtigt zu den Festlichkeiten ein Herr eine Dame, oder eine Dame einen Herrn einzuführen.
Ein Familienvater, welcher Mitglied ist, hat ein Recht, seine Ehefrau, sowie seine unverheirateten Söhne und Töchter einzuführen.
§12: Zu den Singübungen hat jedes Mitglied in anständiger Kleidung zu erscheinen und sich anständig zu benehmen.
§ 13: Für die Aufnahme aktiver Mitglieder gelten folgende Bestimmungen:
Der Betreffende hat sich unter Angabe seines Namens beim Vorstand anzumelden, worauf dann am folgenden Singabend mittels geheimer Abstimmung seine Aufnahme entschieden wird. Einfache Stimmmehrheit entscheidet, doch ist ihm das Ergebnis baldmöglichst durch den Schriftführer mitzuteilen.
Das Eintrittsgeld ist sofort an den Kassierer zu entrichten.

Anhand der Aufzeichnungen aus dem Protokoll, das noch in Sütterlinschrift geschrieben wurde und noch vorhanden ist, wurden viele patriotische und heimatverbundene Lieder gesungen.
Dieses Heft hat Johann Christian Petersen in lateinischer Schrift umgeschrieben, damit wir es heute auch lesen können.
Da der Gemischte Chor ausschließlich aus jugendlichen, unverheirateten Mitgliedern bestand, konnte es nicht ausbleiben, dass der Sängernachwuchs sich diesem Verein zuwandte.
Dem Männerchor fehlte es an Nachwuchskräften, anscheinend machten sie sich gegenseitig Konkurrenz, und so beschloss man am 19. Februar 1929 ein gemeinsames Sängerfest durchzuführen.
Im Herbst 1929 bestand der Männerchor aus 12 Aktiven und der Gemischte Chor aus 22 Mitgliedern, so beschloss man, um beide Chöre lebensfähig zu halten, den Zusammenschluss zu einem Verein.
Der neugegründete Verein erhielt den Namen "Gesangverein Eintracht Enge".
Dies geschah auf der gemeinsamen Versammlung am 19. Oktober 1929. Jahre später genehmigte der deutsche Sängerbund das Gründungsjahr des Männergesangvereins "1888" im Vereinsnamen zu führen.
Der erste Vorsitzende des neuen Vereins sowie Dirigent war Albert Holtmeier.
Am 19. Oktober 1937 wurde Ingwer Ingwersen aus Perebüll zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Ihn gelang es, in der politisch schwierigen Zeit die Parteipolitik weitgehend von den Chören fernzuhalten, sodass nach Ausbruch des 2. Weltkrieges die Chorarbeit weiterging.
Bis Januar 1943 leitete Herr Holtmeier, als ausgezeichneter und energischer Chorleiter, beide Chöre.
Er wurde als Rektor nach Neumünster versetzt.
Da ein neuer Chorleiter nicht vorhanden war und außerdem der Krieg immer mehr in das Leben der Menschen eingriff, mussten beide Chöre die Arbeit einstellen.

Am 5. November 1946 wurde zur ersten Generalversammlung nach dem Krieg in Petersen`s Gastwirtschaft eingeladen.
Glücklicherweise erklärte sich der ehemalige verdienstvolle Chorleiter Julius Jensen bereit, für eine Übergangszeit einzuspringen, sodass bereits am 11. Februar 1947 das erste Sängerfest in Enge stattfinden konnte.
Da der Saal der Gastwirtschaft die Gäste nicht fassen konnte, wurde das Programm am 16. März 1947 in Sande wiederholt.
Ende 1947 übernahm Rudi Gläßner, der als Soldat nach dem Krieg in Enge geblieben war und hier heiratete, die Leitung des Chores, musste aber bereits 1950 aus beruflichen Gründen nach Lübeck ziehen, sein Nachfolger wurde Carl Christiansen aus Engerheide.
Er übernahm die Leitung beider Chöre.
Obwohl Autodidakt und durch seinen Beruf als Landwirt sehr beansprucht, hatte er sehr bald das Vertrauen der Sängerinnen und Sänger erworben.
Mit großem Fleiss und Einsatz verstand er es beide Chöre zu immer neuen Erfolgen zu führen.
Am 17. Oktober 1959 übergab der Vorsitzende Ingwer Ingwersen sein Amt aus Altersgründen an Johann Christian Petersen.
Bis 1978, also 28 Jahre, blieb Carl Christiansen Chorleiter unseres Vereins.
Den Gemischten Chor übernahm Frau Magarete Vogel aus Niebüll, eine Studienrätin von der Friedrich Paulsen Schule. 1990 schied Frau Vogel aus Altersgründen aus und wurde gleichzeitig zur "Ehrenchorleiterin" ernannt.
Christian Peter Dopp aus Sande, Dirigent vom Männerchor, übernahm auch den Gemischten Chor.
1991 übergab Johann Christian Petersen den Vorsitz an Bärbel Graf aus Sande, den sie 1995 an Carsten Peter Panten, Engerheide, weiter gab.
Er legte den Vorsitz im Mai 2000 aus persönlichen Gründen nieder.
Seit dieser Zeit war Klaus Gilde aus Sande der erste Vorsitzende.

Christian Peter Dopp studierte jedes Jahr ein bestimmtes Musikthema ein.
Mal waren es spanische Chorthemen, dann heimatverbundene oder plattdeutsche Lieder.
Ebenso wurde in dieser Zeit eine Freundschaft mit dem MGV "Sangeslust" in Amönnau (Hessen) aufgebaut, die uns im Jubiläums-jahr 1988, sowie 1993 und 1998 besuchten.
Unser Gegenbesuch im Hessenland fanden 1987 und 1996 statt.
1999 musste Chr. P. Dopp dann den Dirigentenstab wegen einer heimtückischen Krankheit nieder-legen.
In der Folge wechselten sich in kurzen Abständen Herr Stefan Wirtz, Herr Dopp, Pastor i.R. Dahl, und wiederum Herr Wirtz als Chorleiter ab.
Im September 2001 konnte Klaus Gilde die Schulleiterin der Grundschule Enge, Frau Andrea Weiner, Meyn, als neue Chorleiterin gewinnen.
September 2002 nahm Frau Weiner Mutterschaftsurlaub, sie wurde in dieser Zeit von Chr. P. Dopp vertreten, er verstarb nach zehnjähriger Chorleiterarbeit am 10. August 2003.
Da Chr. P. Dopp auch den Männerchor leitete, suchten wir wieder einen Dirigenten.
Hier brachte uns Eckhardt Jacoby mit Uwe Christophersen, Schwesing, zusammen.
Bis 2010 leitete Frau Weiner den Gemischten Chor, der 2011 von der studierten Musikpädagogin, Stephanie Budde übernommen wurde. Sie leitet ab 2012 beide Chöre.
Ebenso hat 2012 Klaus Gilde sein Amt nach 12 Jahren aufgegeben, welches dann an Elke Enke übertragen wurde.

Wir singen nach wie vor bei Dorffesten, Jubiläen, Geburtstagen, bei kirchlichen Anlässen und Sängerfesten.
Wir beteiligten uns an ein Chorkonzert im Schloss vor Husum, sowie 2002 an einer Chornacht in der Petrikirche in Hamburg, wir besuchten auch die Chorolympiade in Bremen und 2005 ein Chorfestival auf Mallorca.

2013 feierten wir das 125jährige Bestehen unseres Gesangvereins und veranstalteten ein Dorffest, sowie ein Adventskonzert. Geplant wird alljährlich ein Grillabend und ein Ausflug mit Ehepartner und Lebensgefährten.
Wir hoffen, dass wir noch länger bestehen können und wünschen uns, wie viele andere Chöre auch, jüngeren Nachwuchs.

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